16Oktober
2016

Hello, Joburg! ??

Hallo an alle fleißigen Leser :)

Ehrlichgesagt komme ich gar nicht dazu, Euch von meinem Alltag und meiner Arbeit hier in Potch zu berichten, weil es einfach viel wichtigeres zu berichten gibt! 

Nämlich - leset und staunet... und seid vielleicht auch ein wenig neidisch - der sage und schreibe zweite Trip innerhalb der zwei Wochen, die ich nun schon hier bin! 

Dieses Mal ging es nach Johannesburg, Joburg, Jozi, oder eben in die wohl gefährlichste Stadt der Welt.

Mit ein wenig Respekt, dem Brustbeutel, dem wohl wichtigsten Utensil dieser Tour, und ohne Schmuck und Wertsachen im Gepäck machte sich unsere Reisegruppe auf den Weg.

Bei unserem Lieblings-Autoverleih mieteten wir die Zwillingsschwester unseres heißgeliebten "Tussi"-Mobils. Nicht nur die äußerliche Ähnlichkeit war verblüffend, auch die inneren Werte, leichter bis mittelstarker Linksdrall auf gerader Straße und absolut überhaupt gar kein Beschleunigungsvermögen, bestätigten, diese Autos mussten Zwillinge sein! Einziger Unterschied: das Nummernschild.

Unser Hostel überraschte uns nicht nur mit bereits bezogenen Betten, sondern auch mit einem überragenden Blick auf die Joburger Skyline.

Nachdem diese aus jeder möglichen Perspektive, die unser Balkon hergab, fotografiert wurde, machte sich die Truppe auf den Weg in die City und ließen uns von den roten Citysightseeing-Doppeldeckerbussen quer durch Jozi kutschieren (oh, ich wollte soetwas schon immer einmal machen!!). Dies hatte gleich mehrere Vorteile: erstens, wir mussten uns nicht sonderlich bewegen, waren aber "in Sicherheit" und konnten uns die Stadt aber trotzdem ganz genau betrachten, zweitens, wir konnten auf dem Doppeldeckerdach an unserer Bräune arbeiten und drittens, wir erfuhren viele interessante Dinge über Johannesburg, beispielsweise, dass es die größte Metropole ist, die nicht an irgendeinem Gewässer liegt, sondern mitten im Nirgendwo. Einer der Stops unserer Tour war das Carlton-Centre: das fünfzig Stöcke hohe Gebäude wurde in gerade einmal zwei Jahren errichtet und ist bis heute der höchste Wolkenkratzer Südafrikas. Wir standen also wortwörtlich at the "Top of Africa". In den unteren Stockwerken befindet sich ein Einkaufszentrum, das man aber alleine nicht besuchen sollte. Deshalb wurden wir von einem jungen Mann vom Bus bis zum Aufzug und wieder zurückgeführt - schon ein wenig unbehaglich... Die übrigen Etagen des Carlton-Centres und auch die Vielzahl der Gebäude Joburgs stehen leer. In den unteren Etagen befinden sich meist Geschäfte, die Fenster der oberen Etagen sind teilweise zerstört und die Fassaden komplett verwahrlost. Aber auch auf den engen Straßen wird Handel betrieben. Klapptischstand an Klapptischstand reiht sich da auf dem Bürgersteig aneinander - es gibt sogar extra Standverbotschilder, welche aber wohl ehr pro forma da stehen. 

Letzter Stopp unserer Tour war das Apartheid-Museum. Zweieinhalb Stunden sollte man laut Führer kalkulieren, zwei Stunden vor Feierabend betraten wir das Museum. Wer mich kennt, der weiß, dass ich das nicht besonders oft feststelle, aber: dieses Museum war unglaublich interessant! Es hat uns allen einen spannenden Einblick in das Thema Apartheid mit allen seinen Zusammenhängen gegeben. Dieses Thema ist natürlich auch heute in Südafrika unglaublich präsent: bereits am zweiten Tag haben mich meine Drittklässler darauf angesprochen. Obwohl wir noch lange nicht alles gesehen hatten, mussten wir unseren  Museumsbesuch leider um Punkt 17.00 Uhr beenden: Licht aus, Feierabend, so einfach geht das hier!

Da uns nun langsam ein leichtes Hungergefühl beschlich, machten wir uns auf nach Maboneng. Obwohl wir eigentlich alle nicht gern scharf essen, entschieden wir uns für typisch indisch-südafrikanische Küche... naja, es war auch das nächste Restaurant zu unserem Parkplatz und unsere leichte Panik war noch immer nicht verschwunden. Kaum aus dem Auto ausgestiegen wurden wir fünf hübschen weißen auch schon von allen Seiten angestarrt - keine Schwäche zeigen und immer schön beisammen bleiben war die Devise! 

Am nächsten Tag stand Nelson-Mandela-Square inklusive Mall (nach zwei Wochen Verzicht kommt die Shopping-Sucht doch schon laaangsam aber sicher wieder hoch) auf dem Programm. Einen größeren Kontrast kann man sich gar nicht vorstellen! Tolle Häuser, breite und saubere Straßen, beinahe Prunk und Protz, eine überdimensional riesige wunderschöne Shoppingmall, die absolut keine Wünsche offen lässt, tolle Hotels und Restaurants - dem Joburger Stadtteil Sandton scheint es an nichts zu fehlen.

Man vergisst schnell, dass nur einige Autoninuten entfernt, das riesige Township Soweto liegt oder die Straßenhändler in der Innenstadt froh um jedes einzelne mühevoll verkaufte Teil sind. Es ist komisch, denn auch wir ließen es uns in der Mall ersteinmal richtig gut gehen...

An besorgte Mamas und Papas: wir sind wohlbehalten wieder zurück in Potch angekommen. Jetzt heißt es: Ab ins Bett! Morgen startet die zweite Schulwoche!

Liebe Grüße

Eure Jule